»Nichts geht verloren«
Samstag, 30. September 2006 18.30 Uhr, artenne
Buchpräsentation von Bernhard Kathan
Redner: Ekkehard Faude
Eine Erzählung, die mit Jodoks Tod beginnt und im Aufspüren einer unverklärten Erinnerung an jene Grenze führt, über die der Tote vielleicht sogar zurückfindet. Schritte im Gras. Hier wird nichts Gespenstisches berichtet, aber über eine Trennlinie hinweggedacht, die unsere medizinische Abfertigung durchs Ende eines Menschenlebens schneidet.
Jodok, der den Hof seiner Vorfahren nicht weitergeben kann, weil sich die Lebensentwürfe seiner Kinder an anderen Orten entfalten. Der Alte, der den Rehbock erwürgt, wenn er ihn in seiner Obstwiese erwischt und ihn dann zum Festmahl macht. Ein Dasein, in dem der Schmerz zur Natur gehört, ein Gelände einen Fluch behalten kann und das Weggeworfene so schnell seinen Sinn nicht verliert.
Was Bernhard Kathan in ein gedankenreiches Mosaik fügt, liest sich wie eine Erzählung vom schlichten Leben. Menschengeschichten, Landleben, aber grundiert von kulturhistorischer Erfahrung und einem Nachdenken über die medizinische Entsorgung der Sterbenden. Facettenreich, immer wieder überraschend hart, aber mit jener leichten Genauigkeit, die aus einer nachgetragenen Liebe kommt.
Bernhard Kathan, geboren 1953 in Fraxern. Studium der Erziehungswissenschaften. Lebt und arbeitet als Kulturhistoriker, Künstler und Autor in Innsbruck. Mehrere Buchpublikationen, u.a. Zum Fressen gern. Zwischen Haustier und Schlachthof, 2003; Das Elend der ärztlichen Kunst. Eine andere Geschichte der Medizin, 2002 (beide Kadmos Kulturverlag). Arbeitet seit Jahren an einem experimentellen Museum: hiddenmuseum.
Bernhard Kathan: Nichts geht verloren. Erzählung. Lengwil: Libelle 2006, 104 Seiten
Programm Bausubstanz