Karlheinz Pichler
Lesung und BuchpräsentationMit »Die Ohren so blau« erscheint im Hohenemser Bucher Verlag ein Lyrik-Band des Kultur-Online-Mitarbeiters Karlheinz Pichler. Es wird am 26. in der Editionswerkstatt und Galerie Ardizón (Bregenz, Thalbachgasse 4) und am 27. August 2006 in der ARTenne (Nenzing, Kirchgasse 6) vorgestellt.
Das Buch enthält eine Auswahl von 58 Texten, die in den letzten Jahren entstanden sind. Die Gedichte – teils handelt es sich um er dichtete szenisch-situative Beschreibungen – changieren zwischen existenziellen Befindlichkeiten und lyrischen Tonalitäten, zwischen sprachlichen, oft ins Dadaistische abgleitenden Versuchsanordnungen und inhaltlichen Kontraktionen.
Der Titel des Buches »Die Ohren so blau« leitet sich aus dem gleichnamigen Prosagedicht ab. Es handelt sich dabei um eine Art
von absurd angehauchter szenischer Miniatur, die beispielgebend
für viele andere Texte ist:
===die ohren so blau
das stec
hen im hirn
machte mich ra
send ich riss die k
uelschranktuer auf
entfernte die eisfachab
deckung und klemmt
e den kopf in das k
alt bis die ohren
zu einem roet
lichen blau
erstarr
ten===
Dieser Text stammt aus dem ersten Kapitel des Buches, das mit »Farbenlehre«
überschrieben ist. Diese Kategorisierung ist im Grunde unsinnig,
denn der Begriff »Farbenlehre« impliziert etwas Wissenschaftliches
oder Edukatives. Pichlers unter diesem Ordnungspunkt aufgeführten Werke
beschreiben hingegen situative Alltäglichkeiten (oder auch Nichtalltäglichkeiten),
die in einer vielfach grotesken Affinität zu irgend einer Farbe stehen.
Etwa wenn er den Vorgang beschreibt, wie sich »darm und blase in das graue blau
des baches entleeren«, um ein weiteres Beispiel anzuführen.
Die weiteren Kapitel des Bandes heissen »Szenik«,
»Aufplatzungen«, »Samplings« und »Analytik«. Auch die hier untergebrachten
Texte sind sprachlich von nüchternen Verknappungen und Reduktionen geprägt.
In der Abteilung »Sampling« verwendet der Autor Vortrags- und Veranstaltungstitel
aus Programmzeitschriften als Ausgangsmaterial. Durch manipulative Eingriffe
wie Umschreibungen, Kürzungen, Ergänzungen, Aneinanderreihung
entstehen solcherart eben »Samplings«, die scheinbar einen Sinn ergeben,
tatsächlich aber destruktiv und auf rein sprachliche Experimente zurückzuführen sind.
Auf 25 Gedichte von Pichler hat der österreichische Künstler Harald Gfader mit zeichnerischen Reaktionen geantwortet. Für seine bildnerischen Reflexionen durchforstete Gfader Zeitungen und Magazine aller Art nach möglichen visuellen Inhalten, die zu den Texten korrspondieren könnten. Hatte er etwas Brauchbares auf Papier gefunden, so hat er es mit einer Rezeptur, die er selber entwickelt hat, bestrichen und die Vorlage durch »Abrubbeln« auf das Zeichenpapier transferiert. Durch das verwendete Lösungsmittel entstand eine Unschärfe. Anschliessend behandelte er das so Entstandene
manuell-zeichnerisch und scannte das Ganze ein. Hierauf wurde
die solcherart »digitalisierte Collage« wieder ausgedruckt und erneut
händisch bearbeitet, bis das Ergebnis stimmig war. Dieser Vorgang
des Scannens, Druckens und händischen Bearbeitens kann sich mehrere Male wiederholen.
Das Umschlagbild stammt vom in Wien lebenden und arbeitenden Vorarlberger Maler Stefan Waibel. Es entstammt der jüngsten Serie seiner »Alpenwarriors«, einem Zyklus von Fotos, die übermalt wurden.
Karlheinz Pichler: Die Ohren so blau. Gedichte. Mit Zeichnungen von Harald Gfader.
120 Seiten, Hardcover. Bucher Verlag Hohenems, 2006. ISBN 3-902525-31-2. (EU 14.-/CHF 22.-)
Das Buch kann auch über Kultur-Online bezogen werden:
T 0043 (0)5574 85362