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Sommerfrische im Himmel

15. August 2009 - 15. Oktober 2009

Auszug aus der Eröffnungsrede am 14.8.09 von Stefania Pitscheider-Soraperra zu den künstlerischen Positionen der Ausstellung:

Ausgangspunkt für die künstlerische Arbeit Anna Adams ist der reiche
Sageschatz rund um den Nenzinger Himmel. Es handelt sich dabei wie bei den
meisten Sagen um Erzählungen düsterer oder phantastischer Begebenheiten, die
wie Wahrheitsberichte aufgebaut sind.
Humor und Satire sind für Anna Adam wichtige Stilmittel: Aus den
Gamperdonder Sagen entnimmt sie Samples und schafft daraus ihre eigene Sage,
ein regelrechtes Krimi mit Viagraschmugglern, Nacktwanderern und
amerikanischen Bankiers. Ich zitiere:
„Der Alte und seine Wandergesellen taten wie ihnen geheißen und stießen
übers Bettler-Joch zur Hütte der Malbuner Kaufmannsleut. Der Alte trat ein
und sprach: „Ich komme über den Monte Verita vom fernen Amerika und heuer
geht man da wegen der Kriese meischt übers Bettler-Joch eini. Draußen stoht
euer Schild >Beachten sie unsere günstigen Preise! < Drum hätte ich gern die
blauen Dreieckigen von euch, aber die aus dem fernen Asien. Das soll für
heute genügen.” Für die Ausstellung mutiert sie zur Pathologin und
Kriminologin und sammelt in Bernstein konservierte Beweisstücke, und
untermauert dadurch den vermeintlichen Wahrheitsgehalt der neu geschaffenen
Sage.

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Veronika Dirnhofer beschäftigt sich in ihren Arbeiten sehr intensiv mit den
Themen Erinnern, Vergessen, Andenken und Gedächtnis. Vielen ihrer Arbeiten
gibt sie eine historisch relevante Komponente.
Die eigens für die Tenneale entstandenen Werke verbinden zwei wichtige
Aspekte. Einerseits bildet sie in ihren großformatigen Tusche und
Kohlezeichnungen die Landschaft des Nenzinger Himmel ab, eine Landschaft mit
der sie seit frühester Kindheit vertraut ist. Sie sagt dazu: „Diese Kraft
der Natur ist nur so wahrnehmbar, weil wir das Glück haben in einer
friedlichen und glücklichen Umgebung zu leben“. In diesem Bewusstsein
widmet sie ihre Zeichnungen zwei mutigen Widerstandskämpfern aus dem
Walgau: Johann August Malin, 1942 dem von den Nationalsozialisten
hingerichtet und Konrad Tiefenthaler, 1942 an den Folgen von Misshandlungen
beim Verhör durch die Nazis ums Leben gebracht wurde.
“Ich fordere daher auch heute Mut. Zuallererst von mir,“ so Dirnhofer.

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Dietmar Fends Bilder zeigen Berge als grafische Strukturen. Er arbeitet mit
reduzierten Mitteln. Der Bildträger auf Büttenpapier wird in Rechtecke oder
Kreissegmente eingeteilt und ausschließlich mit geraden, mit einem schwarzen
Pigmentstift gezogenen Linien bearbeitet. Durch Verdichtung und Leere,
Dynamik und Statik kristallisieren sich Berge heraus: der Gorfion,der
Panüeler, der Rauhe Berg mit ihren Schneefeldern, Schneezungen, Muren und
Felsformationen. Fend geht es aber dabei weniger um ein Abbild der
Landschaft als darum, wie er sagt: „Strukturen in Landschaft umzusetzen.

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Wolfgang Herburger geht semiotisch vor: Er reagiert auf die
Tatsache, dass die Alpen als unberührte Wildnis ein Trugbild sind und macht
sich auf die Suche nach unterschiedlichen menschlichen Spuren. In seinem
Film begreift er alpine Wege als Linien in der Landschaft und deren
zahlreiche Wegmarkierungen als Punkte.

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Barbara Husars Arbeitsweise ist assoziativ. Über die Jahre entwickelt
Barbara Anna Husar ein Repertoire an Motiven, die wie aus einem Bausatz in
unterschiedlichsten Kombinationen auftauchen und neuen Bedeutungen zugeführt
werden: Fallschirme, die Space Pills, die Schnallen und Friteusenkörbe, die
Yogis, Kamele, Orchideen, Nervenzellen, die Perücke, das Trachtenpaar, aber
auch Ameisen, Leiterplatten, Sternenkarten, Handtelefone, die sog.
Flügelschwänze, den Froschprinz, Euter. In immer wieder überraschenden
Konstellationen lässt Barbara Husars lyrisch-kosmologisches Schachspiel neue
Assoziationsketten und subjektive Querbezüge zu.
In der Zeichnung ist Husar in ihrem ureigensten Element. Ihr Duktus ist
schnell, unmittelbar, dokumentarisch, sie zeichnet „aus der Hüfte“. So
gesehen ist die Zeichnung das für sie adäquateste Ausdrucksmittel. Damit
bringt sie Prozesse in Ganz, sie dringt in neuronale Regionen vor, ein
Leitthema, das sie lange begleitet hat.
Und sie verbindet Welten, indem sie alpine Kühe auf internationale
Saatgutsäcke malt.

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Im großen Tennenraum oben sehen wir Arno Oehris Videoinstallation „fallen“.
Oehri greift hier Themen auf, die gerade im Nenzinger Himmel sehr
gegenwärtig sind. Wasser und Katholizismus. Begleitet von einem
vielfältigen, dumpfen Raunen treiben in leuchtend blau schimmerndem Wasser
zwei Körper von oben nach unten. Ein Mann und eine Frau, in einer Art
prototypischem Zustand. Ohne Körperfarbe, verzerrt, unscharf, treiben sie
immer wieder vor dem Auge der BetrachterInnen vorbei.

Die Projektionsfläche ist bedeckt mit einem Raster aus rund 40 kleinen
Weihwasserkessel, so dass die Körper über diese bunte Ansammlung an Gefäßen
fließen. Die Kessel verweisen auf eine alte, mehr und mehr aussterbende
Tradition im katholisch geprägten Kulturraum: das sich Bekreuzigen beim
Betreten eines Hauses oder einer Stube. Das Wasser wird so zu einem
symbolischen, rituellen Akt der Reinwaschung, gebunden an das kirchliche
Sakrament der Taufe. Die Kessel allerdings sind leer, sie sind nur Artefakt,
nur noch Folklore. Der Titel dieser Videoarbeit – „fallen“ - lässt viele
Deutungsmöglichkeiten: fallen, zufallen, abfallen, wegfallen, hineinfallen,
herabfallen, durchfallen, gefallen, befallen, zerfallen, etc. Es kann aber
auch als Substantiv gelesen werden, als Plural von Falle. Arno Oehri sagt
dazu: „So wird der Weihwasserkessel zur Menschenfalle, zur Seelenfalle. Man
kann in Anbetracht der leer aufgereihten Weihwasserkessel an den Abfall vom
Glauben denken, oder man kann in die genau gegenteilige Richtung
interpretieren: Die Behauptung einer Erbsünde wird zur Seelenfalle des frei
fließenden Geistes.“

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Sarah Schlatter lenkt ihren Blick auf das Unauffällige, Unspektakuläre. In
ihren Farbfotografien fängt sie Atmosphäre, Licht und Farbe des Nenzinger
Himmels ein, indem sie mit dem fotografischen Auge Strukturen und Texturen
der topografischen Oberfläche festhält

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Stefan Waibels Ergebnis seines Aufenthalts im Nenzinger Himmel ist ein
überaus künstlicher: Er führt das vermeintlich Natürliche ad absurdum und
generiert eine künstliche Idylle. Riesige, fluoreszierende Flugsamen aus
Draht schweben im Raum. Wie oft in seinem Schaffen arbeitet er auch hier
seriell. Waibel befragt die Wirklichkeit, benutzt das serielle Schaffen, um
uns umgebende Wirklichkeiten durch Kunst zu befragen. Er produziert so neue,
unabhängige Wirklichkeiten und schafft ein Spannungsfeld zwischen
Wirklichkeit und Wirklichkeitsverschiebung.

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Nikolaus Walters Blick ist den Menschen zugewandt. In analog fotografierten
Schwarz-Weiß-Bilder dokumentiert er Personen und Alltagsszenen aus dem
Nenzinger Himmel.
Er erkundet die Umgebung, nimmt sich Zeit und erzählt Geschichte. Viele der
Bilder muten an als wäre im Nenzinger Himmel die Zeit stehen geblieben. Die
Hirtin von heute ist die Hirtin von gestern, wäre da nicht ein Klebetatoo an
ihrem Arm. Die Menschen sitzen wie eh und jeh vor ihren Hütten, Walter fängt
Momente ein, die von stiller Erholung und unbeschwerter Kindheit erzählen.
Wie in den meisten seiner Arbeiten wird auch hier ein emphatischer Zugang
spürbar, ein Ernst nehmen des Geschehens und des Gezeigten. Die Bilder
zeugen von großer Sensibilität für die Menschen und deren sich wandelnde
Lebensweisen.

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Stefania Pitscheider-Soraperra

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