Zwei Wortsammlungen
Ausstellung von Michael Mittermayer in der Artenne Nenzing1. – 22. September 2013
VERNISSAGE
Sonntag, 1. September, 11 h
Öffnungszeiten Do + So 17-20 Uhr und nach Voranmeldung
Ausstellung in Kooperation mit der Kulturgütersammlung Walgau
Im Rahmen der Reihe „Sammeln“ zeigt die Artenne zwei ältere Arbeiten von Michael Mittermayer, die aber nichts an Aktualität eingebüßt haben, wird doch in den letzten Monaten das aufgearbeitet, was uns die schwarz-blaue Koalition zwischen 2000 und 2007 als politisches Vermächtnis hinterlassen hat.
„Messen Sie diese Regierung bitte nicht an Worten, sondern an ihren Taten“ war ein Standardsatz verschiedener Regierungsmitglieder. Michael Mittermayer hat Aussagen aus jener Regierungsperiode aus den verschiedenen Printmedien gesammelt, die nun als eine Wörtersammlung aus dem politischen Alltag in Österreich im Zeitraum von Februar 2000 – November 2002 nachzulesen sind.
Die Artenne befasst sich derzeit in einer Kooperation mit der Kulturgütersammlung Walgau mit Sammlungen unterschiedlichster Art, im Speziellen mit Kulturgütern aus der Region. Mittermayers Wortsammlung ist einer der künstlerischen Beiträge, die in diesem Zusammenhang gezeigt werden und das Spektrum des Begriffs Kulturgut erweitert.
In dieser Arbeit wird der Zusammenhang zwischen Sprache und Politik exemplarisch aufgezeigt. Die medial eingesetzten Wörter wurden in den Zeitschriften „Kultur“ und „Der Bludenzer“ laufend wieder in den Medienstrom zurückgeworfen und einer neuerlichen Rezeption durch die Leser_innen unterworfen. Die Arbeit dokumentiert diese Aktion. Auch wird die Autorität von Politikerstatements in Frage gestellt sowie ihr semantischer Missbrauch und ihre Unschärfe beleuchtet.
Im Rahmen „Die Grenzen meiner Sprache“, eine Zusammenarbeit von Kunst Vorarlberg und dem VAI ,wurde diese Arbeit 1994 bereits einmal präsentiert.
Fotografie. Arno Gisinger
„26 Buchstaben“
Michael Mittermayer hat das Lexikon „Deutsches Sach- und Sprachwörterbuch für Schule und Haus“, sechste verbesserte Auflage A-Z, S.A. Brockhaus, Leipzig 1938 Seite für Seite gelesen und zu jedem der 26 Buchstaben Wörter aus dem Textzusammenhang ausgeschnitten und auf Karteikarten geklebt. Die Auswahl der Wörter erfolgte, wie er meint, aus dem Blickwinkel eines historisch interessierten Laien.
„So gesehen sind Michael Mittermayers 26 Buchstaben nicht nur ein konziser Kommentar zu den Versuchen nationalsozialistischer Sprachlenkung, sondern auch eine Hinterfragung des Lexikonwissens allgemein. Es ist ein Versuch zur Dekonstruktion eines geschlossenen Systems, dem der Künstler, so scheint es, nur durch Fragmentierung und eine neue Lesart zu leibe rücken kann.“(Arno Gisinger)
Diese Arbeit war 1999 in der Vorarlberger Landesbibliothek zu sehen.